Ensemble Nusmido

Ensemble für Gregorianik und frühe Mehrstimmigkeit

Ivo Berg - Gesang, Blockflöte, Glocken

Milo Machover - Gesang, Traversflöte

Martin Erhardt - Gesang, Blockflöte, Portativ

 

Das Ensemble Nusmido ist auf die Interpretation der Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert. Das Repertoire des Ensembles nimmt seinen Ausgang im einstimmigen liturgischen Gesang der Gregorianik und führt von dort über die wichtigsten Stationen der mittelalterlichen Musik bis hin zur Vokalpolyphonie des beginnenden 16. Jahrhunderts.

Das gemeinsame Studium bei Dr. Rebecca Stewart und Maurice van Lieshout in den Niederlanden gab den Anstoß zu einer besonderen Art der historischen Aufführungspraxis: Die Musiker singen und spielen ausschließlich aus der jeweils originalen Notation eines historischen Stils, sie verwenden Kopien historischer Instrumente und greifen zum "modalen" Verständnis von Melodie und Kontrapunkt auf die historische Solmisationstechnik zurück.

Der Epoche entsprechend verstehen sich die Musiker sowohl als Sänger wie auch als Instrumentalisten, wobei die menschliche Stimme in ihrer natürlichen Verbindung zur Akustik des Raumes im zentralen Fokus steht. Von hier aus ist es das Ziel, durch flexible Tongebung ein möglichst intensives, kontrapunktisches Zusammenspiel der Stimmen zu erreichen, in dem die Textdeklamation stets als tragendes Element der Musik wirksam werden kann.

Die Trio-Kernbesetzung kann u.A. mit der Sopranistin Anne Schneider zum Quartett erweitert werden.

Der Name Nusmido entstammt dem berühmten Organum Viderunt Omnes aus der Pariser Notre-Dame Schule. In einer der zahlreichen Clauseln auf den Text Dominus werden sowohl die Silben als auch die Töne des Cantus Firmus in umgekehrter Reihenfolge gesungen - Nusmido.

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Fotografen: Heinrich Ripke, Martin Erhardt, Heinrich Ripke.

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CDs mit dem Ensemble Nusmido

"Von der Musik Ockeghems trennt uns nicht allein eine Zeitspanne von mehreren Jahrhunderten, sondern kaum je abzumessende, tiefgreifende Umwälzungen im sozialen, politischen und philosophischen Weltverständnis. Unser Bemühen um eine historisch informierte Aufführungspraxis kann eingedenk dessen nicht der Illusion dienen, einen ursprünglichen Klang wiederherstellen oder gar dem Werk in seiner vermeintlich richtigen Gestalt habhaft werden zu können. Vielmehr hilft sie, uns in den Abstand und die bleibende Rätselhaftigkeit unserer Kultur überhaupt erst einzufühlen und daraus eine von Bescheidenheit getragene, künstlerisch wie spirituell erfüllende Musizierhaltung entstehen zu lassen.

[...] Mit all dem öffnet sich das musikalische Empfinden für eine Form geistlicher Polyphonie, in der die Einzelstimmen nicht durch Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, sondern gerade durch sensible Interaktion auf ein gemeinsames Ganzes verweisen, dessen Unfassbarkeit und Unerhörbarkeit Teil der kompositorischen und damit künstlerisch-religiösen Intention zu sein scheint. In seinen geglücktesten Momenten führt diese Musizierweise also weg von einer subjektbezogenen Haltung, die sich selbst als Urheber des Klangs wähnt: Sie lenkt das Ohr auf die Akustik des umgebenden Raumes, auf dessen Reflektionen und Vibrationen, die sich als Urgrund dieser Musik erweisen; sie lenkt die körperliche Wahrnehmung weg von der Unterordnung unter eine festgeschriebene Takthierarchie hin zum frei schwingenden und vom Atemrhythmus getragenen Pulsschlag im musikalischen Strömen. Dabei jedoch lässt sich nichts erzwingen. Allzu häufig steht die Hektik unserer Gegenwart dem Entstehen- und Geschehenlassen dieser Momente im Weg. Und so geht für uns von dieser Musik eine stete Faszination aus, da sie uns in ihrer scheuen Fremdheit, ihrer zerbrechlichen Rätselhaftigkeit und unnahbaren Langsamkeit immer wieder unseren eigenen Spiegel vor Augen führt." (Ivo Berg, aus dem CD-Booklet)

 

Die CD erschien Februar 2015 bei Rondeau Productions und kann zum Preis von 15 Euro direkt bei uns bestellt werden.

 

"There is nothing run-of-the mill here, the Ensemble Nusmido invest these scores with a wealth of imagination and effortless radiance. What I find compelling from these young musicians is their instinctive phrasing, subtle dynamics and immaculate intonation. The instrumental items provide contrast and help sustain interest. This is a most enjoyably release, that would grace any vocal collection."

Stephen Greenbank

"... whereas I had not found this mass cycle to be terribly interesting previously, I now find it quite engaging. So, in that sense, one cannot praise the interpretation enough: There is much linear independence here, focusing on a chant-like reading of the parts, with tuning alignment expanding from the middle parts (rather than in a top-down approach)."

Todd M. McComb

Schola Nusmido

Jedes Jahr im Sommer unterrichten Milo Machover, Ivo Berg und Martin Erhardt eine Projektwoche in der Johannesgemeinde in D - Halle (Saale) zu einem Thema früher Polyphonie und geben dabei ihre Erfahrungen an alle interessierten SängerInnen und singende InstrumentalistInnen weiter. Hier ist der aktuelle Flyer: